Giorgio aus Verona hat die sogenannte ”Maschera Nobile“, die typisch venezianische Maske, etwas ironisch abgewandelt. Sein Dreispitz aus schwarzem Samt bricht quasi auseinander und endet in überdimensionierten Fragmenten. Stilisierte Locken einer Allongeperücke umrahmen dekorativ das
Gesicht. Die Halbmaske mit Spitzen, unter die Augen hervorfunkeln, und der Kragen bestehen aus Glitzergewebe und geben dem ganzen die Anmutung einer Rüstung.
Esmeralda Dame aus Como mit Ehemann, einem Polizeiwachtmeister, der seiner Frau jedes Jahr ein Kostüm schneidert und dann mit ihrem Auftritt seinen nüchternen Alltag kompensiert.
Weil das Gewand aus Organza und Chiffon besonders empfindlich ist, geht der Wachtmeister hinter seiner Frau, immer bereit, Spitzen und Perlen zu reparieren.
Pietro und Luigi Geschäftsleute aus Mailand auf der Piazza im Karneval 2003, der Fellini gewidmet war. Pietro, mit türkisfarbenem Augenaufschlag, schwebt in einer Wolke aus Rüschen dahin, die pastellfarben umrandet sind– während Luigi einen Weißclown mimt, dessen Kragen violette Wellen schlägt, wobei Federn und die Schleppe Fontänen um die Figur herum bilden.
Frédérique Coiffeur aus Paris, der arabische Scheichs frisiert. Er verkörpert den leicht gelangweilten etwas hochnäsigen Lakaientyp, der sich in der Rolle eines Lords gefällt und es
liebt, in exklusivem Qutfit herumzustolzieren. Frederique hat etwa 30 erlesene Kostüme. Knöpfe werden extra für ihn handbestickt.
Francois Corsagespezialist aus Paris mit bescheidenem Einkommen– aber nicht unbedingt mit bescheidenem Anspruch …in Venedig im Cafè Florian paradiert als Vamp, und als Kokotte. Die Perfektion, mit der Francois das Weibliche in sich auslebt, läßt Sehnsucht erkennen.
Sind Männer etwa die echteren Frauen?
Agnese Pianistin aus Verona, hat sich gleich drei Gesichter zugelegt: ein schönes, das sie als Marotte, als Spiegel, vor das Gesicht hält, ein häßliches, das sie am Hinterkopf befestigt und ganz zuletzt ihr eigenes Angesicht ”Was ich sein möchte, was andre in mir sehen, und das, was ich bin“
Sergio-Arlecchino Typ der commedia dell' arte, der sich eigentlich nicht zu verkleiden braucht,
weil er die Person des bauernschlauen Dieners mehrerer Herren auch im wirklichen Leben darstellt. Sergio Schiavvini mit dem Schlawiner-Blick trägt an seinem Goldgürtel ein Plasikhuhn, das quietscht, wenn er Hunger oder Durst verspürt. Appetit hat der Lebenslustige immer. Eigentlich auf alles.
Dominique Fleurist aus Paris– In einem Jahr erscheint der Amorphe schwarz-schillernd als Luzifer im nächsten ultramarinblau geschminkt als Dämon, der eigene Abgründe auslotet.
Er ist gewohnt zu dominieren. Ein Spieler, der seine Rolle wie ein Trumpf-As aus dem Ärmel zieht.
Ein Provokateur, der die Konfrontation liebt und andere in seine Kapriolen miteinbezieht.
Hier brilliert Doninique in einer Festung aus blattgoldenem Karton.
Nevio Der Mann aus Venedig trägt zu seinem prachtvoll stilisierten Kostüm aus Filz in schwarz-orange, das in aggressiven Zacken und Spiralen ausläuft, einen Plastikbecher, und schafft unbewußt einen Gegensatz zwischen abstraktem Overdrive und banalem Zubehör.
Omaggio a Giorgio de Chirico nach dem Gemälde ”Figura metafisica“
Rossana Molinatti auf dem Markusplatz umringt von einer Gruppe von Schaulustigen in ihrem dem Gemälde nachempfundenen Kostüm, das zu den Exponaten der Ausstellung gehört .
Omaggio a Gustav Klimt nach dem Gemälde ”Die Erwartung“
Kostüm von Rossana Molinattii in der Ausstellung ”Paradiesvögel des Carnevale di Venezia“ vor Besuchern im Zeughaus von Lübeck 2004
Omaggio a Pablo Picasso nach dem Gemälde ”Die Italienerin“
Rossana Molinatti in ihrem Kostüm in Venedig am Rialto posierend, das auch im Rahmen der Ausstellung ”Paradiesvögel“ gezeigt wird.